Ein Ziegenbock... |
raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf der Wieder umher. Seine Ziegen waren ähnlich gut aufgelegt. Mit sichtlichem Vergnügen sprangen sie von einem Grünpflanz zum nächsten und tobten auch in den Freßpausen übermütig herum. Das wäre nicht weiter bemerkenswert. Aber in der Gluthitze des abessinischen Sommers, wo sich tagsüber kaum ein Lufthauch regt, liegt jedes normale Tier im Schatten und döst vor sich hin. Fitneßübungen sind nur in den Morgenstunden üblich, und selbst da hält sich die Begeisterung für hektische Betriebsamkeit in Grenzen. Das fiel auch den Hirten auf, die für die kaum zu bändigende Horde zuständig waren. Damals, vor etwa 1000 Jahren... in der Provinz Kaffa. Aha, daher weht der Wind! Kaffa... Kaffee... Genau. Die klugen Tierchen hatten, ohne es zu wissen, den Kaffeestrauch entdeckt. Und sich mit Vergnügen an den roten Kaffeekirschen gütlich getan. Auch die Blätter des Strauches, der im botanischen Sinne eigentlich ein Baum ist, müssen es ihnen angetan haben. Überliefert ist nur, daß die Hirten den Tieren auf die Schliche kamen. Im Selbstversuch wurde der Reihe nach alles getestet. Blätter und Früchte wurden auf vielerlei Weise zubereitet und verkostet - die Wirkung war enorm. Die Hirten hatten ein echtes konnte und scheinbar ausdauernder machte.Damit war die Erfolgsgeschichte der braunen Bohnen vorprogrammiert. Ob die Hirtengeschichte tatsächlich passiert ist oder eher aus dem Reich der Sagen stammt, ist nicht restlos geklärt. Es gibt auch ähnliches von Mönchen berichtet, die etwa im 9. Jahrhundert nach Christus in einem Kloster am Roten Meer zu Hause waren. Andere Menschen, andere Ziegen, aber die gleiche Geschichte. Den Klosterbrüdern entging die tolle Wirkung der hübschen Pflanze ebenfalls nicht. Vor allem die nächtelangen Exerzitien ließen sich auf einmal viel besser durchstehen. Vielleicht, weil ihnen andere Freuden des Lebens versagt bleiben, sind Mönche bekannt als besondere Feinschmecker. Auch der beste Champagner stammt ja aus dem Keller eines Gottesmannes! (Pommery). Kein Wunder, daß die bitteren Früchte trotz der phänomenalen Wirkung also nicht wirklich schmeckten. Enttäuscht darüber soll einer der frommen Brüder die Kaffeekirschen (oder die grünen Kerne) ins Feuer geworfen haben. Und schon war ein aromatischer, gar nicht unangenehmer Duft im Raum! Ohne es zu ahnen, hat der gute Mann auf diese Art die erste Kaffeeröstung inszeniert. Wer schon einmal von Wandermönchen gehört hat, kann sich nun seinen Reim darauf machen, warum die Verbreitung des Kaffees von diesem Zeitpunkt an gesichert war. |