Apfelstrudel Herstellung

Der Coup von Wien

Geld und Wirtschaft spielten auch bei der Türkenbelagerung 1683 schon eine große Rolle. Die Verteidigung der Stadt mußten ihre Söldner bezahlen, und sie brauchten Waffen, Lebensmittel, Nachschub. Das alles kostet natürlich Geld. Und außerdem brauchte man Fachleute: Zimmerer, Tischler, Waffenschmiede, Bäcker, Fleischer...und Münzmeister.

Als die Türken vor Wien standen – beweist ein vor kurzem erschienen Buch über das Jahr 1683 – befanden sich nur läppische 30.000 Gulden (heute wären das 300.000 Schilling) in der Stadtkassa. Zu wenig, um die Stadt effizient zu verteidigen. Denn allein die Verpflegung kostete im Monat 40.000 Gulden.

Und die Handwerker wollten auch bezahlt werden. Denn die Zünfte und deren Meister waren unentbehrlich für die Zerschlagung des türkischen Heeres. Banken, die Geld vorstreckten, gab es damals nicht. In allerhöchster Not kam Hilfe. Ein ungarischer Bischof namens Kollonitsch wußte nämlich, daß sich ein Keller eines Palais unermeßlichem Schätze befanden. Der Eigentümer, Erzbischof Szelepsenyi, der aus Wien geflüchtet war, wurde kurzerhand "seines Vermögens enthoben". Aus den Goldvorräten wurden flugs Münzen geprägt – Graf Starhemberg, der Verteidiger Wiens, hatte nun genügend Geld, um seine Soldaten zu bezahlen und auch die Rechnungen der Lieferanten zu begleichen. 500.000 Gulden, also fast 5 Millionen Schilling, war der Schatz des Erzbischofs wert gewesen.

Jetzt konnte Starhemberg ans Werk gehen: bei den Waffenschmieden bestellte er 2000 Morgensterne, die Bäcker konnten wieder weißes Mehl verwenden, die Ärzte konnten ordentlich bezahlt werden: Ein Doktor verdiente etwa 50 Gulden im Monat und ein halbes Kilo Fleisch kostete 6 Kreuzer, während man für ein Kilo Fisch – die Fische wurden aus dem Burggraben gefischt immerhin 2 Gulden bezahlte.

Den Zünften ging es jedenfalls besser – sie waren auch, wie man heute sagen würde, motiviert, alle ihre Kräfte und Fähigkeiten zur Verteidigung der Stadt einzusetzen.

Heute muß man Geld nicht mehr beschlagnahmen, um den Zünften zu helfen. Heute gibt es Banken und geförderte Kredite. Aber heute ist das Handwerk, modern ausgedrückt, sind die Klein- und Mittelbetriebe, das Gewerbe, genauso wichtig wie damals. Heute beschäftigen die Klein- und Mittelbetriebe an die 60 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer und produzieren mehr als 2 Drittel des Bruttoinlandsproduktes.

Heute ist die Funktion der "Hausbank", der geeigneten Kreditorganisation für den kleine Betrieb, für das Gewerbe wichtiger denn je. Weil es nicht nur in Geldangelegenheiten, sondern auch in Wirtschafts- und Marktangelegenheiten berät.