Der Wiener Zuckerhut ladet ein zu einer Feuerzangenbowle!
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FEUERZANGENBOWLE Zutaten: 1 unbehandelte Orange 1 unbehandelte Zitrone 5 Gewürznelken 1 Zimtstange 1 Wiener Zuckerhut 3 Fl. Rotwein (à 0,7 l) 1/4 L Rum (mind. 60%l) |
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Zubereitung: Orange und Zitrone unter heißem Wasser gründlich waschen, abtrocknen. Die Schale der Zitrusfrüchte möglichst dünn und spiralenförmig abschälen.Den Wein in einen Kessel oder einen entsprechend großen Topf leeren. Gewürze, Orangen- und Zitronenschale zugeben. Die Feuerzange über den Kessel legen.Wiener Zuckerhut darauflegen und mit Rum tränken, dann anzünden. Immer wieder etwas Rum auf den Zuckerhut gießen, damit der schmelzende Zucker nach und nach in den Wein tropft. Die Bowle in feuerfesten Gläsern servieren.
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Der Zuckerhut ist der Anfang der Wiener Zucker-Kultur. Dieser gepreßte Feinkristallzucker hat die traditionelle Form, in der früher Zucker gehandelt wurde. Die jahrhundertelang klassische Form der Zuckerherstellung geriet zunehmend in Vergessenheit. Um diese Abkehr vom Zuckerhut als gebräuchliche Handelsform rankt sich eine kleine Anekdote, in der Jakob Christoph Rad und seine Gattin eine wesentliche Rolle spielen. Jakob Christoph Rad (1799-1872) wurde durch die Beziehungen der Verwandtschaft seiner Frau Juliane zum Direktor der damals bereits weithin bekannten Zuckerfabrik des Runkelrübenpioniers Franz Grebner im mährischen Datschitz. Rad, der aufgrund seiner beruflichen Erfolge bereits das Image eines Daniel Düsentriebs der Donaumonarchie hatte (z.B. Erfindung eines optischen Telegraphensystems, für das er vom Kaiser ein Förderstipendium in Höhe von 3000 Gulden bewilligt bekam), erweiterte die Zuckerfabrik um eine Fruchtsiederei und eine Schokoladefabrik. Juliane Rad hatte aufgrund der Stellung ihres Mannes eine Reihe von sozialen Verpflichtungen zu erfüllen. Als Industriellengattin gehörten regelmäßige Einladungen lediger Mitarbeiter zum Mittagessen zu ihren Aufgaben. Als eine Gruppe solcher Kostgänger an einem schönen Augusttag bei Frau Juliane zum Essen erschien, zeigte sie ihnen eine Wunde, die sie sich beim Zuckerhacken zugefügt hatte, und meinte dazu scherzhaft: Einer der Herren hätt eigentlich längst schon etwas erfinden können, damit man sich nicht immer am Zuckerhut zwickt. Im weiteren Verlaufe des Mittagessens wurde das Thema der Verletzungsgefahr beim Zerhacken von Zuckerhüten mittels scharfer Messer, Zangen oder Sägen dann weiter diskutiert, und Frau Rad meinte, es müsse doch möglich sein, für den Haushalt würfelförmige Zuckerstücke herzustellen. Da fühlte sich der frischvermählte junge Ehemann angesprochen und präsentierte ihr schon drei Monate später ein hübsches Kistchen mit dreihundertfünzig roten und weißen Zuckerwürfeln. Das war die Geburt des Würfelzuckers! In jüngster Zeit wurde der Wiener Zuckerhut vor allem aus nostalgischen Gründen für Feuerzangenbowlen in rauhen Winternächten und bei stimmungsvollen Frühjahrs- und Sommerfesten wiederentdeckt und seither in kleinen Mengen wieder hergestellt.
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Es ist das romantische Getränk der kalten Jahrezeit: die Feuerzangenbowle. Eigentlich ist sie ein Punschgetränk, das schon vor 200 Jahren als "Krambamboli" bekannt war. Welche Wirkung die heiße Mischung aus Rum, Rotwein und Zuckerhut haben kann, wissen Filmfans spätestens seit dem gleichnamigen Streifen: Heinz Rühmann alias Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer holt nach dem Genuss der Bowle die Zeit an einer "öffentlichen Lehranstalt" nach - verkleidet als Schüler. Um die so belebende Bowle nachmachen zu können, reicht schon ein Kochtopf, eine Kelle und ein feuerfestes Sieb, auf das man den Zuckerhut legen kann. Schöner ist ein Kupferkessel mit langer Kelle für den Alkohol. Die Zubereitung ist einfacher als vielfach vermutet wird. |
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Woher rührt eigentlich der Ausdruck "Krambambuli"? Hergeleitet wird dieses Wort von "Kranewitt, das sich aus den mitttelhochdeutschen Wörtern Kranech =Krächzer und wit=Holz zusammensetzt: Krächzerholz, so nannte man einen Strauch, dessen Früchte eine besondere Drosselart, die heisere Laute ausstößt, bevorzugt, nämlich die Wacholderdrossel. Der "Krambambuli" war somit ursprünglich ein Wacholderschnaps.
Die Likörfabrik "Der Lachs" von Isaak Wed-Lings Wittib und Eydam Dirck Hegger in Danzig, die bis 1945 existierte, benannte einen von ihr produzierten Kirschlikör "Krambambuli". Berühmt wurde dieser Likör durch das Lied "Der Krambambuli. Ein Loblied über die gebrannten Wasser im Lachs zu Dantzig" von Christoph Friedrich Wedekind (1709 1777). Der Erstdruck dieses Liedes erfolgte im Jahre 1745 und hatte 102 (!) Strophen aufzuweisen. Einen weiteren Bekanntheitsgrad erlangte der Begriff "Krambambuli" durch die gleichnamige Novelle der österreichischen Dichterin Marie Ebner-Eschenbach, wo ein Landstreicher einen entlaufenen Hund nach seinem Lieblingsschnaps benennt.
Diese Novelle wurde in den Fünzigerjahren mit Rudolf Prack in der Hauptrolle verfilmt, in nächster Zeit kommt eine Neuverfilmung, in der die Rolle des Landstreichers vom bekannten österreichischen Schauspieler Tobias Moretti (Kommissar Rex) verkörpert wird, in die Kinos.
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