Apfelstrudel Herstellung

 

 
Am Graben. Ein lauer Frühlingsabend, Es beginnt zu dämmern. Die Konturen der gegenüberliegenden Palais werden trotzdem deutlicher. Die Menschen hasten nicht mehr vorbei, die meisten schlendern, schauen in die Auslagen, plaudern miteinander.

Die Cafès mit ihren Schanigarten sind voll. Du sitzt bei einem Eiscafè, seit zwei Stunden schon bist du da, mit Freunden. Es ist einer der ersten Abende, die man im Freien verbringen kann.

Müßiggang in der Großstadt. Sich treiben lassen, flanieren, sich dann und wann hinsetzen, den Vorübergehenden zuschauen, die Menschen beobachten und den Mädchen nachblicken, träumen.

Wer im Spätfrühling oder im Sommer durch die Innenstadt geht, wird dieses Bild bestätigt finden. An allen Ecken und Enden, an den meisten Plätzen laden Schanigärten zum Verweilen ein. Einfache Tische und Stühle, ein paar Sonnenschirme und die Blumenkästen, die als Abgrenzung dienen – damit der Schanigarten auch wirklich ein Garten ist.

Der Schanigarten ist eine typische Errungenschaft des Wiener Kaffeehauses. Und fast ebenso alt wie das Kaffeehaus selbst. Bereits im 18. Jahrhundert hat der Kaffeesieder Giovanni Taroni Tische und Stühle vor sein Cafè am Graben gestellt, um dem Gästen die Möglichkeit zu geben, ihren Kaffee oder ihre Getränke im Freien einzunehmen. Die Einführung Taronis war ein voller Erfolg. Innerhalb von wenigen Jahren ahmten die meisten Kaffeesieder den "Garten" ihrer Kollegen nach.

Ein anderer Italiener, Giovanni Milani, hat 1789 auf der Burgbastei sein "Limonadenzelt" aufgemacht. Ein Sommercafè, ganz einfach eingerichtet um das er im Halbkreis Tische und Sessel gruppierte. Das Kaffeehaus war stets gerammelt voll. Ja die Leute mußten meistens warten und ein paar Runden drehen, bevor sie einen Platz erwischen konnten.

Später kamen dann die Pratercafès in Mode – dort traf sich die elegante Welt Wiens, dort lustwandelten die adeligen Herren mit den weniger adeligen Damen, dort spielten die Musiker auf. Im Volksgarten und im Paradiesgärtchen in der Innenstadt machte der Italiener Corti zwei elegante Sommercafès auf – die Wiener wollten "in der heißen Zeit" ihren Kaffee im Freien trinken.

Daran hat sich bis heute nichts geändert – im Gegenteil, immer mehr Kaffeesieder machen Schanigärten auf. In den letzten Jahren wurden – vor allem im 1. Bezirk – einige Fußgängerzonen eingerichtet. Für die Cafètiers war das ein Segen: Jetzt konnten sie auf die Straße gehen.

Woher der Name "Schanigarten" kommt, ist bis heute nicht ganz geklärt. Das macht auch nichts, denn es gibt eine glaubwürdige Erklärung, besser gesagt eine Anekdote: Schani ist die Verballhornung von Jean, also Hans. Der Schani war und ist dieser Lehrling, der für die Kellner und den Ober die Hilfsdienste zu verrichten hat. Und irgendwann hat ein Kellner einmal zu seinem Lehrling gesagt: "Schani, trag den Garten außi". Und der Schani trug den Garten, respektive die Sessel, Tische und Blumenkisten hinaus, gruppierte das Ganze – der Schanigarten war fertig.

Viele Kaffeesieder machen es heute noch so: Am Abend werden die Tische und Stühle aufeinander gestapelt, die Blumenkästen ins Lokal getragen. Am nächsten Tag – in aller Früh – wird der Garten dann wieder "aufgebaut". Und die ersten Gäste können schon kommen.